Faszination durch Wahrhaftigkeit Diesmal ist ein Geburtstag zu feiern - und zwar der 70er einer ganz besonderen, in vielerlei Hinsicht aus dem üblichen Rahmen fallenden Künstlerin: Raina Kabaivanska. Sie stammt, wie so viele unvergessliche Stimmen, aus Bulgarien, wo sie auch ihre Laufbahn begann. Sie debütierte 1957 in Sofia als Tatjana in Tschaikowskys "Eugen Onegin".
Innerhalb nur weniger Jahre aber entwickelte sich zu einem Weltstar, und im Herbst ihrer Karriere schließlich zu einer frenetisch gefeierten Kultprimadonna a la Leyla Gencer oder Magda Olivero. Die Kabaivanska war nie ein Liebling der Plattenindustrie, dafür faszinierte sie umso mehr jenes Publikum, dem Wahrhaftigkeit auf der Bühne stets über seelenlose Kunstfertigkeit geht.
Raina Kabaivanska
Lebensrolle "Tosca"
Zu einer der Glanzpartien Kabaivanskas zählte die Titelheldin in Puccinis "Tosca". Diese sang sie in einer denkwürdigen Vorstellung an der Seite von Luciano Pavarotti in der römischen Oper am 13. Dezember 1990. Und diese Aufnahme wurde damals auch ganz offiziell auf CD mitgeschnitten. Diese Besetzung konnte man auch in Wien erleben.
Verabschiedet aber hat sich die Kabaivanska von dieser Lebensrolle vor etwas mehr als zwei Jahren in Parma – dem wegen seiner heftigen Publikumsreaktionen einst gefürchtetstem Opernhaus Italiens - oder vielleicht sogar der ganzen Welt. 1965 erstmals in Wien
Kabaivanskas internationale Karriere begann Anfang der 1960er Jahre. Bereits seit 1962 kannte man sie an der Londoner "Covent Garden" und an der New Yorker "Met".
Im Jahr 1965 gastierte sie erstmals an der Wiener Staatsoper - allerdings ohne weitreichendere Folgen. In Wien war sie nur zwölf Mal zu hören, während man ihr an der Mailänder "Scala" schon seit ihrem Debüt im Jahr 1961 immer wieder interessante Aufgaben anbot. "Vestalin" in Callas-Regie
Mit Spontinis "Vestalin" begab sich die Kabaivanska auf die Spur von Maria Callas - mit der sie übrigens auch persönlich gearbeitet hat: Und zwar 1973 in Turin bei der einzigen Regiearbeit von Maria Callas. Dort inszenierte sie gemeinsam mit Giuseppe di Stefano Verdis "Sizilianische Vesper".
Für die Callas und di Stefano war diese Arbeit alles andere als ein rauschender Erfolg. Die Kabaivanska aber hat durchaus davon profitiert und einen großen persönlich Erfolg erzielt. Von Cilea bis Verdi, ...
Zu hören ist Raina Kabaivanska u.a. als Desdemona in Verdis "Othello", in "La Traviata", im "Falstaff", einer der gelungensten Salzburger Karajan-Produktionen (1981/82) mit einer hervorragenden Ensemble-Arbeit und mit dem Jahrhundert-Falstaff Giuseppe Taddei in der Titelpartie.
Weiters werden Ausschnitte aus Tschaikowskys "Pique Dame", aus Cileas "Adriana Lecouvreur", einer der Glanzrollen Kabaivanskas sowie aus Catalanis "La Wally" präsentiert. ... von Wagner bis Lehar
Aber auch in ihrer einzigen Wagner-Partie wird sie zu hören sein: Und zwar in "Rienzi", in dem sie 1964 an der Mailänder "Scala" mit Giuseppe di Stefano unter Hermann Scherchen sang.
Aber Raina Kabaivanska sang auch Musical und Operette, und war mit der Hanna Glawari in Lehars "Lustiger Witwe" besonders erfolgreich. Deshalb endet diese "Apropos Oper"-Ausgabe mit dem "Vilja-Lied".
Text: Gottfried Cervenka
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Dienstag, 14. Dezember 2004
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